Wachstum muß her!
vom 30.11.2005
Da waren sich vor der Wahl alle einig: mehr Wachstum muss her, dann geht es uns wieder besser. Na gut, die PDS-Die Neue Linke hat sich diesem unisono verweigert, aber sogar die Grünen haben ohne knisterndes Geräusch ein Motiv aufgegeben, das sie von den anderen Parteien bis dato unterscheidbar gemacht hatte: Die Grünen waren die Einzigen, die sich überlegten, ob es vielleicht auch Wohlstand für alle geben könnte ohne stetiges Wachstum im herkömmlichen Sinne.
Nunmehr gilt also: Ohne Wachstum geht gar nichts.
Woher aber nehmen wir das Wachstum?
Wirtschaftswissenschaftler weisen regelmäßig darauf hin, daß zum Beispiel durch das Wegfallen von Arbeitstagen in Jahren, in denen die Weihnachtsfeiertage mitten in der Woche liegen, klar bezifferbare Einbußen stattfinden gegenüber Jahren, in denen die Feiertage sowieso am Wochenende stattfinden.
Da ist doch die logische Konsequenz, daß wir das, was unter Norbert Blüm mit der Abschaffung des Buß- und Bettages begonnen wurde, nunmehr fortsezten.
Ein Wachstum von, sagen wir, 3 Prozent pro Jahr, würde schon eine gewisse Erleichterung am Arbeitsmarkt bedeuten. Das muß sich doch auf genanntem Wege irgendwie machen lassen. 3 Prozent, das sind knapp 10 Tage pro Jahr. Die können wir doch dadurch gewinnen, daß wir von Januar bis Mitte März auch Samstags arbeiten. Im ersten Jahr. Im nächsten dann zusätzlich von Mitte März bis Ende Juni. Und so weiter. Äh... Wie weiter? Natürlich kommen dann auch die Sonntage dran, denn Wachstum muß her, und die Arbeitsplätze, die das Wachstum erzeugt, sollten uns diesen kleinen Verzicht wohl wert sein. Wenn auch die Sonntage durchgearbeitet werden, die übrigen Feiertage abgeschafft sind, wird es langsam etwas eng. Das Wachstum läßt sich dann nur noch dadurch sichern, dass die Anzahl Tage pro Jahr von 365 losgelöst und angehoben wird, auf zunächst mal 400. Da wären vorübergehend sogar mal wieder ein paar arbeitsfreie Sonntage drin. Das sollte uns das Wohl der Erwerbslosen doch wert sein. Die zünden uns sonst noch unsere Autos an.
Damit wäre das Wachstum auf der Seite der Produktion gesichert. Das Wachstum auf der Seite des Konsums ist nochmal ein anderes Thema, aber kein neues. Kauft unbrauchbaren Müll, und schmeißt ihn weg. Mehr und mehr. So ist das gemeint.