Tendenziös und perspektivisch
vom 16.11.2003Tendenzen
Im Schulsystem ist momentan die Hauptsache, dass Veränderung stattfindet, denn so, wie es ist, kann es ja nun nicht bleiben, da ist alles andere besser. Diese Sichtweise herrscht offenbar bei den Außenstehenden vor und liefert allen am System Beteiligten die Legitimation für beliebige Änderungsmaßnahmen.
Längere Wochenarbeitszeit der Lehrer
Eine besonders populäre Maßnahme ist das Heraufsetzen der Sollstundenzahl. Populär ist das schon deswegen, weil ein Konsens unter allen ehemaligen Schülern darüber vorzuliegen scheint, dass Lehrer viel Freizeit und viel Urlaub haben und es deshalb nur gerecht ist, wenn diese faulen Säcke mehr ans Arbeiten gebracht werden. Wie diese Maßnahme die Qualität der Ausbildung verbessern soll, bleibt unklar, aber es gibt hier auch keinen Zusammenhang. Die Maßnahme ist populär und spart dem Ministerium Geld, also wird sie durchgeführt.
Ein weitere Tendenz ist bei der Behandlung der Teilzeitkräfte zu erkennen. Sie werden mehr und mehr in Richtung Vollzeittätigkeit gedrängt. Das spart nicht nur Geld, sondern korrigiert auch noch das zunehmende Interesse weiblicher Studenten an der Schultätigkeit. War es den Lehrern, also vornehmlich den Lehrerinnen, bislang relativ problemlos möglich, eine der eigenen familiären Situation angemessene Arbeitsleistung der Allgemeinheit anzubieten, wird dies nun immer unersprießlicher, bis hin zur Anorndung von Mehrarbeit durch den Schuldirektor, die durch die besondere Situation der (einer jeden) Schule bedingt ist und deren Ausgleich in Form von Geld oder Minderleistung aufgeschoben wird. Frauen, für die die schulische Tätigkeit besondere Möglichkeiten bereithielt, die Erziehung der eigenen Kidner und die berufliche Tätigkeit zu vereinen, werden diesen Vorteil in nächster Zeit nicht mehr haben. Das eröffnet die Chance, wieder zu ausgeglichenen Zahlen zwischen Männern und Frauen im Lehrerberuf zu finden.
Reduzierung des vom Staat finanzierten Personalstamms
Nimmt man nun noch in den Blick, dass im Zuge der Reform der sozialen Sicherungssysteme in unserem Staat die Sonderrolle des Beamtentums immer weiter abgebaut wird, so wird sich die Kostensituation der Kultusministerien alsbald zum besseren wenden, da nämlich genauso wenige Frauen wie Männer den Lehrerberuf ergreifen werden wollen.
Ergänzung der staatlichen Leistungen durch Privatinitiative
Die ersten Klasseneltern haben schon aus eigener Tasche Lehrer angeheuert, damit die Kinder den ihnen zugedachten Unterricht bekommen.
Instandhaltung und Reinigung der Schulgebäude ist schon seit längerer Zeit nicht mehr ausschließlich Sache der öffentlichen Hand. Wer meint, die Schule sei nicht sauber genug, soll sie eben selber reinigen - und tut es auch, wie einige Beispiele zeigen.
Verlängerung der täglichen Betreuungszeit
Absicherung und Vereinheitlichung von Ausbildungsinhalten und deren Überprüfung
Welche Tendenzen für Änderungen im Unterricht sind erkennbar? Da wird zum einen der Bedarf konstatiert, dass die Schüler am Tag länger betreut werden sollen, also gewissermaßen ganztägig. Zum andern ...