MBGNR

Herbstmanöver an europäischen Flughäfen

vom 14.12.2003

Am 24. 12. 2003 fielen sechs Flüge der Air France von Paris nach Los Angeles aus, weil die Botschaft der USA in Paris darum gebeten hatte. Kurz zuvor war "Die französische Fluglinie ... in einem Bericht der "Washington Post" als eine derjenigen genannt worden, die nach Einschätzung der US-Sicherheitsbehörden besonders sorgfältig beobachtet werden müssten, um einen neuen Terroranschlag nach dem Muster der Flugzeug-Anschläge vom 11. September 2001 zu verhüten." Neun Verdächtige wurden festgenommen, aber bei keinem wurde der Verdacht auf terroristische Aktivitäten bestätigt. Wie nachher bekannt wurde, werden gemäß einem Abkommen zwischen Frankreich und USA die Passagierlisten regelmäßig spätestens eine Stunde vor Abflug an die amerikanischen Behörden übermittelt. Die stoppten die Flüge aufgrund von verdächtig erscheinenden Namen auf der Passagierliste. 

Am 1. 1. 2004 hat die British Airways auf Anraten der britischen Regierung einen von drei Flügen von London nach Washington gestrichen. Es hat in den Tagen vor dem Jahreswechsel fünf oder sechs Fälle gegeben, bei denen ein Flugzeug nach der Landung in den USA nicht normal abgefertigt wurde, sondern zunächst von Sicherheitsbeamten durchsucht wurde. Am 2. 1. 2004 wurde ein weiterer Flug der British Airways von London nach Washington abgesagt.

Am 5. 1. 2004 gab es einen Großeinsatz der Hamburger Polizei wegen Terrorwarnungen.

Am 6. 1. 2004 weigert sich die Fluggesellschaft Thomas Cook, auf den eigenen Flügen in die USA bewaffnete Sky-Marshals einzusetzen, wie es die neuen Flugsicherheitsvorschriften der USA vorsehen.

Am 31. 1. 2004 streichen Air France und British Airways 7 Flüge in die USA wegen Sicherheitsbedenken der amerikanischen Behörden.

Was ist da los? Die Fairness gebietet, anzuführen, dass am 1. 2. 2004 auch ein inneramerikanischer Flug der Continental Airlines von Wahington nach Huston zum Super Bowl aus Furcht vor Terroranschlägen abgesagt wurde. Aber ansonsten hat es nur die genannten europäischen Fluglinien erwischt. Und wieso ist kein Lufthansa-Flug ausgefallen?

Wer die freundlichen Beziehungen zwischen Delta Airlines und der Bush-Administration in den Bick nimmt, dann zu der Vermutung kommen, dass derartige Flugausfälle ja auch dadurch ausgelöst sein könnten, dass die Flüge der Delta Airlines nicht ausgebucht sind und durch das Ausschalten der Konkurrenz die Auslastung bei Delta verbessert wird. Aber das ist natürlich eine wilde Spekulation.

Größere Wahrscheinlichkeit hat die Interpretation, dass es sich hier um eine neue Form von Herbstmanövern hält.

Am 1. 3. 2004 meldet das Wall Street Journal unter Berufung auf das Heimatschutzministerium der USA, dass man plane, US-Inspektoren im Ausland einzusetzen, die Personenkontrollen für Flüge in die USA vornehmen, um Personen, die ihnen verdächtig vorkommen, daran hindern zu können, ein Flugzeug zu besteigen, dass in die USA fliegt. Es ist für die USA offenbar vollkommen logisch, ihre staatliche Souverenität an jedem Ort auszuüben, von dem man direkt in die USA reisen kann. Man darf gespannt sein, wann sie auf die Idee kommen, weltweit die Häfen zu besetzen, um zu kontrollieren, wer da an Bord geht, und die Küsten zu besetzen, um zu kontrollieren, wer da das Land verläßt. Die amerikanische Idee umfasst auch die Vorstellung, daß jemand, der sein Land verläßt, dies nur aus dem Grund tut, um fortan sein Glück in  den "Staaten" zu suchen. Und man hat in den Staaten gelernt, daß es für manche das größte Glück ist, möglichst vielen Ungläubigen den Tod zu bringen.